Bewusst unvollständige Berichterstattung?

Seit Jahren bin ich, mal mehr und mal weniger fleissig, Leser der Rheinischen Post. In den letzten Monaten beobachte ich immer mehr, wie das allgemeine Niveau der Berichterstattung immer mehr an Qualität verliert, sich immer mehr der öffentlichen Meinung anzupassen versucht. Durch (bewusst?) unterschlagene Details werden Meinungen und Vorurteile weiter geschürt.
 Wie in allen Medien ist die Bahn zum Beispiel immer ein gern gesehener Sündenbock, wer in diese Kerbe schlägt, genießt die breite Aufmerksamkeit. Man ist ja vermeintlich einer Meinung mit dem Leser.
Ein Beispiel ist der heutige Artikel zum Unglück der Costa Concordia. In zwei, drei Sätzen wird fast beiläufig erwähnt, daß die Bahn die Beförderung eines Renterpaares, welche das Schiffsunglück miterleben musste, im ICE verweigerte. „Typisch Bahn!“, wird hier sicherlich wieder losgeschimpft. „Die werfen ja auch kleine Kinder aus dem Zug!“. Ist denn hier die Bahn in der Schuld, eine kostenfreie Beförderung vorzunehmen? Dass erst einmal der Reiseveranstalter für die Beförderung zum Heimatort zuständig ist, schreibt keiner. Ebenso wäre im Notfall die Bundespolizei sicherlich eine Anlaufstelle gewesen, aber das wäre ja nicht interessant und reißerisch.
Wo ich gerade beim Thema „Bahn in der Presse“ bin: In den vergangenen Tagen war eine vermeintliche Studie in den Medien, die festgestellt hat, dass in den Zügen der Bahn eine erhöhte Anzahl an Keimen an Türklinken und Haltegriffen vorzufinden ist. Skandal! Unhygienische Verhältnisse bei der Bahn! Wo, wenn nicht an Griffen, sollen sich den vermehrt Keime befinden?Wieder wird auf die Bahn eingedroschen, es würde an Reinigungspersonal und Service gespart. Was wird denn von der Bahn verlangt? Dass hinter jedem Fahrgast jemand hinterher putzt? Wo kommt der Dreck denn her? Am vergangenen Wochenende bin ich ein kurzes Stück mit einem ICE bis Köln Messe/Deutz gefahren. Platz gefunden habe ich an einem Tisch, dessen Oberfläche komplett mit Croissant-Krümeln und Fettabdrücken verschmutzt war. Der Tisch gegenüber sah genau so aus und war zusätzlich noch mit zwei leeren Getränketüten und einer aufgerissenen Brötchentüte mit einem halben, zerpflückten Croissant dekoriert. Weitere Worte muß ich sicherlich nicht verlieren. Der Bahn ist hier mit Sicherheit kein Vorwurf zu machen. Ganz davon ab: Etwa fünf Minuten später erschien ein Servicemitarbeiter mit einer Mülltüte und hat den Unrat entsorgt. Danke liebe Mitfahrer, daß ihr eure Plätze so hinterlasst! Aber Hauptsache, es wird über die Bahn geschimpft!
„Fäkalkeime auf Sitzen im Zug!“. Nach EHEC sicherlich ein großes Reizthema, nur wie kommen die Keime dort hin? Könnten es vielleicht auch die lieben Mitreisenden sein, die ihre Füße auf die Sitze legen, nachdem sie durch Hundehinterlassenschaften gelaufen sind?
Wie wäre es einmal mit einer Studie zur Sauberkeit der Strassenlaternen in Großstädten? „Katastrophale Verhältnisse in der Bundeshauptstadt! 99% aller Laternen mit Fäkalkeimen belastet!“ Oder hat jemand einmal Keimproben an Ampelmasten genommen, die Radfahrer als Haltegriff benutzen? Sollte mal jemand in Angriff nehmen und die Ergebnisse dann an die Blöd Bild-Zeitung schicken.

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.